Künstler:innen-Leitfaden für Social Media


Von Paulina Calabrò, Kuratorin und Inhaberin der Galerie Calabrò
In meiner Arbeit in der Galerie sehe ich täglich Hunderte von Künstler:innen-Profilen – auf Social Media, per E-Mail, in Portfolios und auf Künstler:innen-Webseiten. Dabei fällt mir eine Tendenz auf, die meiner Meinung nach mehr schaden als nützen kann. Bitte beachte: Das ist meine persönliche Sichtweise. Wenn dir diese Vorgehensweisen Freude bereiten, dich erfüllen und zu deinem Publikum passen – dann mach es so, wie es für dich stimmt!
Zuerst möchte ich über die Wahrnehmung sprechen, Künstler:in als Beruf – und darüber, wie du deine Arbeit behandelst. Wenn es nur ein Hobby ist und du deine Werke nur im Freundeskreis zeigst, gilt vieles davon nicht. Wenn du jedoch ernst genommen werden willst, dir ein Publikum aufbauen und dich weiterentwickeln möchtest, musst du dich und deine Arbeit ernst nehmen. Wenn du willst, dass andere dich als kreative:n Profi sehen, musst du dich auch so präsentieren.
Tipp 1 – Sei ernst in deinem Inhalt.
Würdest du eine Firmenleitung ernst nehmen, die ihr Produkt lachend und albern vorstellt? Respektiere deine Arbeit und unterstreiche ihren Wert, indem du sie seriös und respektvoll präsentierst. Du zeigst die Ergebnisse oder den Prozess deiner kreativen Arbeit – nicht das Resultat eines Spielenachmittags. Konkret: Vermeide übertriebenes Lächeln, Kichern, Beauty-Filter oder süsse Animationen. Zeige deine Persönlichkeit, ohne dich klein, lächerlich oder „niedlich“ zu machen. Du kannst stolz auf deine Arbeit sein – aber es gibt keinen Grund, sie ins Lächerliche zu ziehen.
Tipp 2 – Füge eine professionelle Beschreibung hinzu.
Technik, Titel, Grösse, Entstehungsprozess oder Inspiration – und das ohne übermässige Emojis. Halte es schlicht, professionell und informativ für Sammler:innen und Galerien.
Tipp 3 – Vermeide laute oder aufdringliche Musik.
Das hängt mit Tipp 1 zusammen: Dein Beitrag dreht sich um deine Arbeit, nicht um eine Party. Laute Musik bringt viele dazu, schneller weiterzuscrollen, da sie von der Kunst ablenkt. Lass Musik ganz weg oder wähle dezente Hintergrundklänge. Am besten nutzt du 3–4 feste Tracks, um dein Profil konsistent und wiedererkennbar zu halten.
Tipp 4 – Meide TikTok- und Instagram-Trends.
Besonders wichtig, wenn du als Profi wahrgenommen werden und den Wiederverkaufswert deiner Werke steigern willst. Ein Beispiel, das mich schaudern lässt: ein Gemälde dramatisch zur Kamera drehen oder in Unterwäsche verführerisch davor posieren. Mach, was du willst – aber erwarte nicht, dass seriöse Galerien oder Sammler:innen darauf anspringen.
Tipp 5 – Halte es einfach.
Zeige deine Arbeit, ein paar Einblicke in den Schaffensprozess und dich als Künstler:in. Vermeide grelle Vorlagen, blinkende Effekte, übermässige Emojis oder laute Musik. Nutze diese Elemente sparsam. Oft reicht ein gutes Foto deiner Kunst völlig aus.
Tipp 6 – Gestalte deine Website klar und leicht navigierbar.
Aus eigener Erfahrung: Wenn ich fünf Minuten brauche, um die Struktur einer Website zu verstehen, mich durch Intros und Animationen klicken muss und seitenlange Texte lese, bevor ich ein einziges Werk sehe – dann klicke ich weg und schaue mir den nächsten Künstler an.
Tipp 7 – Trenne privates und künstlerisches Profil.
Als Künstler:in bist du eine Marke. Ferienfotos, Kinder, Haustiere, Essensbilder – das ist eine andere Art von Inhalt und gehört nicht auf dein professionelles Profil.

Denke wie eine Unternehmerin, die ihre Marke bewirbt. Social Media ist dein Marketing-Werkzeug. Wenn deine Kunst nur ein freudiges Freizeitvergnügen ist – wunderbar. Wenn du jedoch eine Karriere aufbauen und ernst genommen werden willst, musst du dein Niveau anheben – und deine Arbeit mit dem gleichen Respekt behandeln, den du von anderen erwartest.

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